Otto Koloman Wagner, ein früher Pionier des Modernismus, wurde 1841 in Wien geboren. Mit sechzehn Jahren begann er an der dortigen Technischen Universität Architektur zu studieren. Nach einem sechsmonatigen Architekturstudium in Berlin schrieb er sich an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, unter den Architekten August von Siccarsburg und Eduard van der Nüll, die beide am Entwurf der Wiener Oper beteiligt waren, ein.
Im Jahr 1886 entwarf Wagner eine Sommerresidenz, die unter dem Namen Villa Wagner I bekannt ist. Das Gebäude bildet eine saubere, modernistische Silhouette, die mit überschwänglichen und kraftvollen Details versehen ist. Durch sein Interesse an Stadtplanung entwarf er 1890 außerdem eine neue Stadtkarte für Wien. Seine Stadtbahn, die auch die heute berühmte Karlsplatz Station aufweist, war das einzige seiner Designs, das realisiert wurde. Zu anderen bemerkenswerten Gebäuden gehören das Majolica Haus (1898) und die St. Leopoldkirche (1903 - 1907) im Steinhofer Sanatorium in Wien.
Inspiriert von seiner Eröffnungsrede an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, die er zwei Jahre zuvor gehalten hatte, veröffentlichte er 1896 Modern Architecture, mit dem er um die Aufgabe des “Belle Époque”-Eklektizismus warb, um eine nach vorne gerichtete Einstellung hin zu modernen Lebensstilen zu propagieren. Wagner hatte der traditionellen, historischen Architektur den Krieg erklärt. Sein Buch beschreibt ein Design, das zum Synonym der Vorgehensweise des zwanzigsten Jahrhunderts wurde und Wagner zur gleichen Zeit in eine Führungsposition unter der Avant Garde des Fin de Siècle versetzte.
Durch seine Vorahnung für die Laufbahn der Moderne verbinden Wagners Entwürfe Form und Funktion auf harmonische Weise. Wagners neue Ästhetik wurde von der High Society hoch angesehen, von einigen seiner Zeitgenossen aber mit Ärger begegnet, da sie seinen zurückhaltenden Gebrauch von Verzierungen als viel zu düster empfanden. Die Österreichische Postsparkasse (1904) ist wohl das bekannteste Gebäude Wagners. Als exzellentes Beispiel für seine minimalistische und neoklassizistische Art dauerte es fast ein Jahr bis es geplant, entworfen und erbaut war. Die einzige Dekoration an der sauberen Fassade sind eiserne Bolzen.
Wagner verstarb 1918 in Wien, aber er veränderte das architektonische Stadtbild für immer und sein Vermächtnis ist Inspiration weltweit. Neben anderen Pionieren des Modernismus, wie Charles Rennie Mackintosh, Adolf Loos, Louis Sullivan und Frank Lloyd Wright, beging er einen neuen Weg, der die Bahn der Designgeschichte veränderte.
Möbel | von Otto Wagner
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Art Deco Modell 721 Armlehnstuhl von Otto Wagner für J&j Kohn, 1900er
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