Der Architekt, Designer und Theoretiker Adolf Loos gehört zu den einflussreichsten Pionieren der modernistischen Bewegung und spielte außerdem eine aktive Rolle im intellektuellen Leben im Wien des Fin de Siècle. Wenngleich er nur eine begrenzte Zahl an Designs in seinem Leben umsetzte, so haben seine vielen Schriftstücke und Lesungen gegen belanglose Verzierungen - vor allem seine Abhandlung „Ornament und Verbrechen” (1910/1913) - den Kurs der Designgeschichte für spätere Generationen beeinflusst.
Loos wurde 1870 in Mähren, im damals österreichisch-ungarischen Reich, im heutigen tschechischen Brünn geboren. Sein Vater war Steinmetz; seine Mutter führte das Geschäft nach dem unerwarteten Tod seines Vaters weiter. Der junge Loos studierte an technischen Schulen, schloss diese aber nie ab.
In seinen Mittzwanzigern zwischen 1893 und 1896 zog Loos durch die Vereinigten Staaten und war schwer von der Architektur der Chicago School, inklusive der Gebäude von Louis Sullivan (der auch Einfluss auf Frank Lloyd Wright nahm), beeindruckt. 1896 kam er voller Ideen über die modernistische Ära, die nach einer minimalistischeren, rationaleren Ästhetik verlangte, zurück nach Europa. Er ließ sich in Wien, das zu dieser Zeit zu den lebhaftesten intellektuellen Zentren der Welt gehörte, nieder und sah seine dekorativen Ideen in Widerspruch zu dem vorherrschenden Geschmack, der vor allem von den Gründern der Wiener Secession, wie Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich, Koloman Moser und Josef Hoffmann, ausgedrückt wurde. Er scheute sich nicht, die expressionistischen und „dekadenten” Annäherungen seiner Zeitgenossen öffentlich schlecht zu machen. Für Loos musste die Form und Ästhetik eines Designs einzig und allein aus den innewohnenden Qualitäten der benutzten Materialien entstehen. (Historiker sind den geometrischen Ornamenten von Hoffmann gegenüber viel freundlicher eingestellt und sehen sie als direkten Vorläufer des Modernismus.)
Um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert arbeitete Loos für den legendären österreichischen Architekten Otto Wagner - ein weiterer Pionier des Modernismus - und war begeistert von schottischen Talenten wie Charles Rennie Mackintosh. Der Entwurf von Loos für das Steinerhaus in Wien (1910) war eines der ersten Privathäuser aus Stahlbeton mit starker, purer Geometrie.
Loos entwarf nur wenige Objekte, aber sein berühmter Café Museum Stuhl (1899) aus Bugholz und Rohrstock ist heute noch bei Thonet und Gebrüder Thonet Vienna in Produktion. Loos starb im Jahr 1933, kurz bevor die nächste Generation - wie Le Corbusier, Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und weitere - inspiriert durch die Werke von Loos den Lauf der Designgeschichte ihrerseits beeinflussten.
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