Der renommierte Architekt und Designer Mario Bellini gehört bereits seit den 1960er Jahren zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im italienischen Design. Sein produktives Oeuvre reicht von Architektur und Stadtplanung über Möbel bis hin zu Industriedesign.
Bellini wurde 1935 in Mailand geboren, wo er 1959 am Polytechnikum seinen Abschluss in Architektur machte. Kurze Zeit später trat er die Stelle als kreativer Leiter bei der beliebten italienischen Kaufhauskette La Rinascente an. Nachdem ihn das technische Unternehmen Olivetti 1963 als leitenden Designberater verpflichtete, gründete er noch im selben Jahr gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Marco Romano in Mailand die Architektur- und Designfirma Studio Bellini.
Obgleich Bellinis Arbeiten weniger Einfluss nahmen als die anderer postmoderner Designer, waren sie nicht weniger innovativ. Sie zeichnen sich vor allem durch ihre einzigartigen organischen und technisch komplexen Formen aus. Zu seinen einflussreichsten Designs zählen unter anderem der Amanta Chair (1966) und Le Bambole Sofa (1972), beide für B&B Italia; der Van Kar-a-Sutra (1972) für Citroën, welcher 1972 in der Ausstellung Italy: The New Domestic Landscape im New York Museum of Modern Art gezeigt wurde; der Divisumma 18 Electronic Calculator (1973) für Olivetti; der 412 Cab Chair (1976-7) und die Victoria Series (1982) für Cassina; und der Bellini Chair (1998) für Heller, welcher 2001 mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet wurde. Bellini arbeitete außerdem für bekannte internationale Unternehmen wie Artemide, Brionvega, Fiat, Flos, Pirelli, Renault, Rosenthal, Tecno, Vitra und Yamaha.
Ab den 1980ern widmete sich Bellini fast ausschließlich der Architektur. Zu seinen bekanntesten Bauwerken zählen die Villa Erba Exhibition und das Convention Centre in Cernobbio am Comber See (1986-1990); das Tokyo Design Centre (1988-1992); der US-amerikanische Firmenhauptsitz von Natuzzi in North Carolina (1996-1998); die National Gallery of Victoria in Melbourne (1996-2003); der Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt am Main (2006-11); das City History Museum in Bologna (2003-12); der Fachbereich für islamische Kunst im Pariser Louvre (2005-12); und das neue Convention Centre in Mailand (2008-12), welches das größte in ganz Europa ist. Der höchst produktive Architekt ist zurzeit in diverse italienische Bauprojekte involviert. Zur seinen jüngst abgeschlossenen Projekten zählen der dritte Terminal im Flughafen Roma-Fiumicino (2014-2017), der Erzelli Science and Technology Park in Genoa und das neue Antiquarium Museum in Rom (2015-2017). Zum Zeitpunkt dieses Schreibens befinden sich mehrere von Bellinis Projekten noch in der Entwicklungsphase, darunter die “Eco-City” Zhenjiang in China (2013-2018) und ein riesiger Gebäudekomplex mit Wohnräumen, kulturellen Einrichtungen und Sportanlagen in Qatar (2014-2022).
Zwischen 1985 und 1991 arbeitete Bellini als Chefredakteur des einflussreichen Architektur- und Designmagazins Domus. 1987 ehrte das New York Museum of Modern Art Bellinis Lebenswerk und widmete dem italienischen Meister seine erste Retrospektive. Im Anschluss nahm das Museum fünfundzwanzig Arbeiten des Designers in seine ständige Sammlung auf. Neben zwei weiteren Shows zu seinen Ehren kuratierte Bellini auch selbst zahlreiche Ausstellungen für Kunst, Design und Architektur — sowohl in Italien als auch weltweit. Darüber hinaus wurde der Designer und Architekt mit unzähligen Auszeichnungen und Preisen geehrt. Bis heute wurde er achtmal mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet, darunter die Medaglia d’Orov (2004) — die Bellinis internationalen Beitrag zu Design und Architektur ehrt —, die Ambrogino d’Oro für ziviles Engagement (2011) und viele andere.
Heute leitet Bellini Seminare und Workshops an Universitäten und anderen akademischen Einrichtungen auf der ganzen Welt.
* Bilder mit freundlicher Genehmigung von Mario Bellini Architects