Der norwegische Architekt und Designer Ingmar Relling (1920-2002) ist einer der weltweit bekanntesten Designer*innen Norwegens und gilt als einer der führenden Figuren der skandinavischen Mid-Century Designströmung.
Relling wurde 1920 im norwegischen Sykkylven geboren. Mit 16 Jahren war er als Schreiner in der Vestlandske Møbelfabrik tätig. Sein älterer Bruder, Adolf Relling, war ebenfalls Möbeldesigner und drängte den jungen Ingmar dazu, sich bei der Norwegian National Academy of Craft and Art Industry (SHKS) in Oslo einzuschreiben. Dort studierte Relling bei dem erfolgreichen Architekten Arne Korsmo (1900-1968), der seinen Stil stark beeinflussen sollte. Nach seinem Abschluss 1947 begann Relling seine berufliche Karriere als Innenarchitekt im Unternehmen seines Bruders, Rastad & Relling, die ihren Firmensitz in Oslo hatte. Relling entwarf verschiedenste Möbel für Rastad & Relling und gestaltete 1948 die Räumlichkeiten der Royal Yacht of Norway. 1950 zog Relling zurück in seine Heimatstadt und eröffnete sein eigenes Designbüro. Während dieser Zeit arbeitete er auch mit KJ Måseide Alesund and Vestlandske Møbelfabrikk zusammen. Letztere produzierte seinen 420 Chair (1950er). 1954 entwarf Relling seinen Nordic Chair, der aus zwei Elementen bestand - aus Sitz und Rückenlehne - und sich durch seine Klappfunktion leicht verstauen ließ, wenn er nicht gerade gebraucht wurde. Diese Eigenschaft machte ihn bei Bewohner*innen kleinerer Räumlichkeiten sehr beliebt.
In Zusammenarbeit mit seinem Sohn Knut Relling, entwarf Relling 1965 den Siesta Chair, der (im selben Jahr) den ersten Preis in einem durch das Industry Council for Furniture organisierten Wettbewerb gewann. Relling konzipierte mit großer Leidenschaft Möbel, die ergonomisch und umweltfreundlich waren. Er baute sie so, dass sie einfach zu reparieren waren. Die Gestelle waren für gewöhnlich aus gebogenem, laminierten Buchenholz hergestellt, das aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung gewonnen wurde. Der Siesta Chair stellt die minimalistische Designästhetik Rellings und seine Kompromisslosigkeit hinsichtlich Qualität unter Beweis. Dieser Sessel wurde schließlich zu seinem bedeutendsten Stück und war ein riesiger kommerzieller Erfolg (es wurden über 800.000 Exemplare bis dato verkauft). Für den norwegischen Möbelhersteller Westnofa war dieses Stück der Schlüssel zum Erfolg, mit dem sie schließlich ihren Durchbruch auf den internationalen Markt erlangten.
Der US-Präsident Jimmy Carter erwarb 16 Siesta Chairs, um während seiner Amtszeit das Weiße Haus auszustatten. 1992 gewann der Siesta den Classic Award for Design Excellence des Norwegian Design Councils. Heute wird der Sessel von dem norwegischen Hersteller L.K. Hjelle produziert und hat den Status eines skandinavischen Designklassikers und einer norwegischen Ikone erreicht. Obwohl er nie wieder einen so bedeutenden Erfolg wie den Siesta Chair feiern sollte, war Relling in den 1970ern weiterhin als Designer tätig. Ein herausragender Entwurf dieser Jahre war der Tema Armchair (1973) für Vestlandske Møbelfabrikk. Von dem Siesta inspiriert, bestand der Tema aus flachem Stahl mit einem Sitz aus dickem Leder.
Relling erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter den Jacob Preis 1978 und die King’s Medal of Merit 1999. Der Siesta Chair befindet sich in ständigen Sammlungen auf der ganzen Welt, wie im Viktoria & Albert Museum in London, der National Gallery of Victoria in Melbourne, der Neuen Sammlung in München, dem Cooper-Hewitt in New York und dem National Museum in Oslo.
Relling verstarb im Jahre 2002.