John Reitz, Au théâtre, 1931, Aquarell auf Papier, gerahmt

Cleverer Maler, immer voller Humor und Kreativität. Etwas "Speckiges". Eine sofortige Verschiebung, eine Lust zu spielen. Das finden wir in allen seinen Werken. Wir haben es mit einem strahlenden Künstler zu tun. Von denen, die nichts vorgeben, sich aber vor jeder Pose hüten, weshalb John Reitz wohl auch durch die Ritzen der Zeit gegangen ist. Keiner kennt ihn. In Genf gibt es viele von ihnen, vielleicht ist diese Beobachtung auf die sie umgebende Kultur zurückzuführen, deren rüpelhafte Entblößung bis vor kurzem als selbstmörderisch empfunden wurde. Im Herzen des Realismus - mit dieser Skulptur Nackte junge Frau auf den Knien, die Hände auf dem Rücken gefesselt, in einer eigenartigen Warteposition; dieser Zeichnung der Dame mit Hut, deren Gesichtszüge kühn den Rahmen sprengen; oder auch dieser Tusche aus Die Henne, deren antikonformistischer Zug die Akademie zum Heulen bringen würde - gibt es viele Reitz-Sujets, die die diskrete Rebellion ankündigen. Es ist kaum verwunderlich, dass sich John Reitz im Gefolge dieses trügerischen Realismus im Konstruktivismus versucht. Noch weniger, dass er uns überrascht, indem er sich mit einer vollendeten Kunst des Gegenteils in sie stürzt: Der Mechanismus seiner Komplikationen scheint selbst von der außerordentlichen Leuchtkraft erdrückt zu werden, mit der es ihm gelingt, sie zu verkleiden und jedem pragmatischen Diskurs den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Er ist 1982 gestorben, aber sein Werk ist so lebendig! Ehemaliger Lehrer an der Kunstgewerbeschule in Genf.