Das Studio für Architektur und Design, De Pas, D’Urbino & Lomazzi, wurde von einem Dreiergespann bedeutender italienischer Designer gegründet und nach ihnen benannt. Diese Designer sind vor allem für ihre unkonventionellen Sitzmöbel bekannt, darunter Ikonen der Popkultur wie das aufblasbare Blow Sofa oder das kitschige Joe Sofa. Das Kollektiv war in den 1960ern, 1970ern und 1980ern in Mailand tätig und bleibt insbesondere aufgrund seiner Bemühungen, das Radical Design mit dem Alltag zu vereinen, im Gedächtnis.
Die Architekten Jonathan De Pas (1932-1991), Donato D’Urbino (1935 geboren) und Paolo Lomazzi (1936 geboren) gründeten 1966 gemeinsam das Kollektiv. Sie trafen sich während ihres Architekturstudiums an der Mailänder Polytechnic University. Die Gruppe legte ihren Schwerpunkt auf Architektur (industrielle Gebäude und Wohnanlagen), urbane Entwicklung sowie Industriedesign. In den 1960ern und 1970ern wuchs ihr Interesse am Möbelbau sowie an Behelfsbauten, die Schilder, Materialien und industrielle Technologien der Avantgarde umfassten.
Die Gruppe ließ sich von der Popkultur und von Freizeitaktivitäten inspirieren und entwarf hauptsächlich radikale Sitzmöbel. Sie nahmen die Sichtweisen einer sich verändernden Gesellschaft an, in denen Möbel nicht mehr langlebig sein mussten, und stellten eine Möbelkollektion vor, die genau das Gegenteil verkörperte. Der durchsichtige Sessel Blow (1967) wurde aus PVC-Folie hergestellt und war das erste aufblasbare Wohnzimmermöbel, das als Massenware produziert wurde und gleichzeitig wirtschaftlichen Erfolg erbrachte. Blow wurde von Zanotta hergestellt und verhalf dem italienischen Hersteller zu internationaler Anerkennung. Das Joe Sofa (1968-70) war der zweite Designklassiker von De Pas, D’Urbino & Lomazzi und wurde von Poltronova produziert. Das Sofa gleicht der Form eines übergroßen Baseballhandschuhs und ist eine Hommage an den amerikanischen Baseballspieler Joe DiMaggio. Die Gruppe konzipierte auch den Eingang für die 14. Mailänder Trienniale (1968), der als langer Tunnel mit Bullaugen gebaut wurde. Außerdem gestalteten sie den italienischen Pavillon auf der Osaka World Expo (1970). Ab den 1970ern entwarfen sie industrielle Gebäude und Wohnanlagen und sie erweiterten ihr Repertoire um verschiedenste industrielle Produkte wie Büro- und Wohnausstattung, Beleuchtung und Elektronik.
1972 nahm das Kollektiv an der New York Museum of Modern Art’s "Italy: The New Domestic Landscape”-Ausstellung teil, in der sie ihren Prototypen für den Chica Kinderstuhl (1971, auch als Junior bekannt) präsentierten, der aus lediglich vier Kunststoffteilen geformt war, die leicht auseinander- und wieder zusammengebaut werden konnten, um Sitze, Tische und Spielstrukturen zu bilden.
Mit ihren durch den Kurator Emilio Ambasz ausgewählten Entwürfen, die dem modernen Leben entsprachen, verkörperte das Studio erneut den Zeitgeist. Die Objekte sollten dem Kurator zufolge “flexibel in ihrer Funktion sein und zahlreiche Nutzungs- und Anordnungsweisen” bieten.
1980 spielten De Pas, D’Urbino & Lomazzi eine führende Rolle in der Ausstellung “Italian Furniture Design 1950–1980” im Kölnischen Stadtmuseum. 1987 gab es in Kyoto eine Ausstellung mit den Arbeiten der Gruppe sowie Designs für Acerbis, Artemide, Cassina, Poltronova und Zanotta. Im selben Jahr eröffnete die Ausstellung “De Pas, D’Urbino, Lomazzi” im Daikaku-Ji Tempel in Kyoto und im Jahr 1992 wurde die Einzelausstellung “Un coro a tre voci” (ein dreistimmiger Chor) in der IZM Gallery in Tokyo organisiert.
Weitere ikonische Designstücke des Trios sind der Duecavalli Chair (1969) für Driade, die Lampiatta (1971) und Maniglia (1973) Lampen für Stilnovo, sowie der klappbare Kleiderständer Sciangai (aus dem Jahre 1973, Gewinner des 1979 Compasso d'Oro und ein weiterer Designklassiker) für Zanotta.
Nach dem Tod von De Pas 1991, arbeiteten D'Urbino und Lomazzi in ihrer kreativen Werkstatt unter dem Namen Studio DDL weiter. Außerdem kollaborierten sie im Laufe ihrer erfolgreichen Karriere mit Designern wie Scolari und Decursu. Über zahlreiche Dekaden erhielt das Trio viele Preise, darunter BIO 7 (1977) und BIO 9 (1981) in Laibach, den Hannover Designpreis (1998) und den Wallpaper Designpreis “Best Domestic Design” (2009). 2010 wurden ihre Archive vom Ministerium für Kulturgüter und Tourismus als für “historisch besonders wertvoll” erklärt und zur Bewahrung und Unterrichtung an das CASVA (Centre of Higher Learning for Visual Arts) in Mailand überreicht. Neben ihrer Arbeit als Designer leisteten De Pas, D’Urbino und Lomazzi durch ihre Arbeit mit der Industrial Design Association auch ihren Beitrag zur Designgeschichte.
Ihr Werk wird in Museen und Ausstellungen weltweit gezeigt, darunter im Museum of Modern Art in New York, im Brooklyn Museum of Art in New York, im Viktoria & Albert Museum in London, im Design Museum of London, im Centre Pompidou in Paris sowie im Vitra Design Museum in Weil-am-Rhein.
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