Svenskt Tenn, ein in Stockholm ansässiges Design-Produktionshaus und Unternehmen zur Herstellung von Inneneinrichtung, wurde 1924 von der damals 30 Jahre alten Kunstlehrerin Estrid Ericson gegründet. Inspiriert von der englischen Arts & Crafts Bewegung und mit einer kleinen Hinterlassenschaft ihres Vaters als Startkapital gewappnet, hoffte Ericson, aus dem damaligen schwedischen Trend zu modernen Objekten aus Zinn, Kapital zu schlagen. Sie tat sich mit dem Zinnkünstler Nils Fougstedt zusammen und begann mit der Produktion einer Reihe von verschiedenen Kollektionen aus Zinn, welche sie in einer kleinen Werkstatt im hinteren Teil ihres Ladens anfertigte. Die Marke, die sich mit „Schwedisches Blech“ übersetzten lässt, erarbeitete sich schnell einen guten Ruf in Bezug auf Qualität und modischem Geschmack. 1925 wurde Svenskt Tenn auf der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris mit der Goldmedaille ausgezeichnet.
Zum Ende der 1920er Jahre erhielt Ericson regelmäßige Anfragen zur Herstellung von Inneneinrichtungsgegenständen. So zog die Firma in eine größere Immobilie auf dem prestigeträchtigen Strandvägen Boulevard, wo Svenskt Tenn noch heute seinen Sitz hat. Als die Geschäfte in den 1930er Jahren weiter wuchsen, begann Ericson auch mit externen Designern - wie Uno Åhrén und Björn Trägårdh - zusammenzuarbeiten, um neue Möbelkollektionen zu entwerfen und gleichzeitig auf der Suche nach Inspiration und neuen Kunden um die Welt zu reisen.
Etwa 1934 startete Ericson ihre bekannteste Kooperation mit dem österreichischen Designer und Architekten Josef Frank . Frank war ein aktiver Vorreiter der modernistischen Architekturlehre in Wien, der jedoch gleichzeitig einen etwas humanistischeren Ansatz im ästhetischen Ausdruck verfolgte. Als die Nazis mehr und mehr die Macht ergriffen, musste er jedoch aus seinem Heimatland fliehen. Ericsen bot ihm eine sichere Unterkunft in Stockholm an und engagierte ihn als Svenskt Tenns Chefdesigner. In den Jahrzehnten, die sie künftig zusammenarbeiten sollten, verabschiedeten sie sich zunehmend vom relativ starren skandinavischen Funktionalismus und entwickelten eine lebendige (oft gemusterte), einfache, aber anspruchsvolle Ästhetik, die zu ihrem Markenzeichen wurde und die sie auf eine große Bandbreite an Designs anwendeten – dazu zählten Möbel, Beleuchtungselemente, ebenso wie Tapeten und Textilien sowie Sonderanfertigungen für private Haushalte auf der ganzen Welt. Einige davon werden noch heute produziert.
Durch führende Ausstellungen in Paris, New York und San Francisco in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, ließen Josef Franks Designs für Svenskt Tenn einen regelrechten Hype um den Stil des „Swedish Modern“ entstehen. Frank mischte die reduzierte Einfachheit des Funktionalismus mit den organischen Mustern des Arts & Crafts und dem dekorativen Detailreichtum des Art Déco und realisierte seine Entwürfe mit Materialien wie Messing, Edelholz, Rattan, Bambus und weiteren. Heutzutage gilt Frank als Ikone des leichteren, lebenswerteren Modernismus.
Estrid Ericson führte das Tagesgeschäft von Svenskt Tenn noch bis 1975, als sie – im Alter von 81 Jahren – das Unternehmen an die Kjell & Märta Beijer Foundation verkaufte. 1979 wurde Ann Wall als Hauptgeschäftsführerin eingesetzt und leitete Svenskt Tenn bis zum Ende des Jahrhunderts. Heute ist ein nationaler schwedischer Designpreis zu Ehren von Ann Wall nach ihr benannt.
* Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung von Svenskt Tenn