Der Schreiner und Möbeldesigner Michael Thonet wurde 1796 in Boppard am Rhein geboren und wird für die Erfindung des Bugholzes gepriesen - ein revolutionärer Prozess, der eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der modernistischen Designbewegung spielte.
1819 eröffnete Thonet die gleichnamige Holwerkstatt in seiner Heimatstadt. In den frühen vierziger Jahren begann er, mit Biegen und Kleben von laminierten Latten zu experimentieren. Daraus ging 1941 sein Boppard Chair hervor, das erste Möbelstück, das mit Bugholz gefertigt wurde.
Während einer Ausstellung auf der Koblenzer Messe 1841, entdeckte Prinz Metternich von Wien Thonets Arbeiten und überzeugte ihn und seine Familie, nach Wien umzuziehen. Von 1843 bis 1846 stellten Thonet und seine Söhne Parkettböden für Carl Leistler her und halfen bei der Möblierung der Palais Liechtenstein und Schwarzenberg. 1853 wurde das Unternehmen zu Ehren der fünf Söhne Thonets, die das überaus erfolgreiche Geschäft einmal erben würden, in Gebrüder Thonet umbenannt.
1859 designte Thonet das berühmteste Stück der Firma, den klassischen Chair No. 14, der weltweit als Wiener Kaffeehausstuhl bekannt ist. Mit diesem Stuhl hatte Thonet den Prozess der Bugholzverarbeitung erweitert und verfeinert und zum ersten Mal in der Geschichte für Massenproduktion tauglich gemacht. Mit mehr als 50 Millionen verkauften Exemplaren bis 1930, ist der No. 14 der meist verkaufte Stuhl weltweit.
Während der 60er eröffneten die Gebrüder Thonet europaweit Filialen. Zu anderen Klassikern der Firma gehören der Chair No. 04 für Café Daum 1849, der Rocking Chair No. 1 von 1860, No. 18 (1876), No. 209 (um 1900) - und von Le Corbusier in den 20ern sehr oft verwendet - und Otto Wagners 247 von 1904.
Thonets revolutionäre Designs dienten vielen Designern als Inspiration, darunter Le Corbusier, Josef Hoffmann, Adolf Loos, Marcel Breuer, Alvar Aalto, Yngve EkströmYngve Ekström, Otto Wagner und Ludwig Mies van der Rohe - und sein Prozess ermöglichte die Kreation eleganter, leichter, wohl geformter Entwürfe, die die minimalistischen Formen der Moderne erahnen ließen.
Als Thonet im Jahr 1871 verstarb, hatte Gebrüder Thonet in fast allen großen Städten Europas Niederlassungen. Heute kennt man die Firma als Thonet GmbH mit Hauptsitz in Frankenberg.