Mit der Eröffnung seines Ateliers H. Wagemans & Van Tuinen für maßgeschneiderte Möbel in Maastricht 1890, legte der Tapezierer und Polsterer Jules Wagemans (1866 - 1943) den Grundstein für die niederländische Marke Artifort. 1920 übernahm sein Sohn Henricus Wagemans (1892 - 1984) das Ruder und die Firma orientierte sich um. Der Fokus lag nun auf der Produktion von soliden, gut verarbeiteten Polstersesseln und anderen Sitzmöblen in traditionellem Stil. 1927 benannte Henricus die Firma um in Artifort, eine Kombination aus den lateinischen Wörtern „ars”, was zu deutsch „Kunst” bedeutet und „fortis” - „Kraft”. Durch die Laufbahn der Firma, die sich ständig auf weiteren Fortschritt im Design zubewegte, erhielt Artifort in den frühen dreißiger Jahren ein Patent für „Epeda”, einzelne Stahldrahtfedern, die bereits in Matratzen und Autositzen, jedoch niemals zuvor für Wohnmöbel verwendet wurden. Diese Neuheit ermöglichte es Artifort, in kürzerer Zeit und mit weniger Materialien bequemere Sessel und Sofas herzustellen.
1939 übernahm der niederländische Designer Theo Ruth (1915-1971) die Leitung für Design und Entwicklung und erwies sich dabei als sehr kompetent in der Positionierung Artiforts als eine der designbewusstesten Firmen des zwanzigsten Jahrhunderts. Er behielt diese Stelle bis zu seinem Tod 1971. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb die Firma unter der Leitung H. J. J. (Harry) Wagemans’ (geboren im Jahr 1921), Henricus’ Sohn, eine Hochdruck-Formmaschine, die die Produktion von viel minimalistischeren Entwürfen für Polsterungen möglich machte. Frühzeitige Beispiele für diesen reduzierten Stil sind Ruths Congo Chair (1952) und sein Penguin Chair (1957).
Mit der Einwilligung des niederländisch-ostindischen Designers Kho Liang Ie (1927-1975) ab 1958 in die Firma einzusteigen, entfaltete sich die für Artifort typische lebendige und biomorphe Ästhetik voll. Zusätzlich zu einer Reihe von Entwürfen kultiger Werke für Artifort, leitete Kho außerdem die Zusammenarbeit mit ausländischen Designern, darunter vor allem mit dem französischen Pierre Paulin (1927-2009) und dem britische Designer Geoffrey Harcourt (geb. 1935), in die Wege. Als in den 60er und 70er Jahren futuristisches Design immer beliebter wurde, gelang Artifort zu internationalem Erfolg und dies vor allem durch Paulins farbenfrohe Jersey „seat sculptures”, wie den Orange Slice Chair (1960), Modell 560 Mushroom Chair (1963), Modell 582 Ribbon Chair (1966) und den Modell 577 Tongue Chair (1966/1967). Seit den 70ern gab es eine Reihe von herausragenden Designern, die mit Artifort arbeiteten, darunter Gijs Bakker, Jasper Morrison, René Holten, Patrick Norguet und Khodi Feiz.
Stücke von Artifort sind im Museum of Modern Art in New York, im Victoria & Albert Museum in London, im Musée des Arts Décoratifs und im Centre Pompidou in Paris, wie auch im Vitra Design Museum in Weil am Rhein.
1988 kaufte die Lande Group in Schijndel, Artifort von der Familie Wagemans und eröffnete neue Fabriken in Schijndel und Lanaken in Belgien. 2015 feierte die Firma ihr 125. Jubiläum.
* Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Artifort.
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